Die Post bringt allen was. So auch dem Basti, dem Turnierorganisator des Beachandballturnieres in Györdesdias am ungarischen Balaton. Dieses Jahr brachten wir Basti zum zweiten Mal zwei Mannschaften. Obwohl es von den Leuten her eher knapp war, aufgrund einiger Last-Minute Absagen waren heuer nur 10 Leute von Beginn an dabei.
Unterwegs in den wilden Osten. Die Anreise-Vorhut bildete Raphi mir Günther, der an der Grenze Glück hatte. Die groß angekündigten Grenzkontrollen während der EURO wurden doch nicht eingehalten, so konnte er auch ohne Pass durch. Gleich nach ihnen kam Mampf im legendären Mercedes inklusive Grillfleisch, Proviant, Kühlschrank und einer brandaktuellen Karte.
„Sind die Strassen hier alle auf dem neuesten Stand, Mampf?“
„Natürlich, wieso?“
„Wenn wir hier rechts abbiegen, kommen wir offensichtlich nach Jugoslawien.“
Raphi und Günther hatten – am ungarischen Spielort angekommen – inzwischen massig Bier und Getränke besorgt. Gemeinsam mit Auto zwei fuhr man in unser Quartier. Welches herrlich war. Ein modernes Haus mit kleinen, vollends ausgestatteten Appartements und einem großen Garten samt Parkplatz.
Nachdem auch Sunny mit einer Handvoll bundesdeutscher Freunde – Jan, Christoph und sein wegen dem EM-Finale angereister Bruder Sebastian – angekommen war, wurde von Grillmeister Mampf der noch schnell vom Nachbarn ausgeborgte Griller angeworfen und köstlich gegrillt. Eine wichtige Erfahrung fürs Leben machten wir dort auch. Ein Beertender-Fass lässt sich nur mit einem Beertender geniessen. Aber das störte nicht, wir waren ausreichend mit Flaschen versorgt.
Leider überraschte uns ein ungarischer Wolkenbruch, und wir mussten mitsamt dem Griller in der überdachten Laube einziehen. Was gemütlich war, aber nach einiger Zeit begann es dunkel zu werden. Drei tapfere Krieger – nennen wir sie einmal Gerd, Günther und Peter – zogen freiwillig los, um bei Basti Kerzen zu besorgen.
Hubertus-Absturz unter piefkinesischen Gegröle. Bei Basti wurde gerade der Welcome Abend gefeiert, und Gruppen an Deutschen und Deutschinnen präsentierten lautstark unfreundliche Fußballlieder. Gegen ihren natürlichen Instinkt machten die drei Postler nicht gleich eine galante Kehrtwendung sondern gingen trotzdem an die Bar, um ein Bier zu nehmen. Kaum war es fast weg, hatte Gerd schon drei weitere bestellt. Hui, dieser Gerd war in Fahrt, daher wurde es 1 Uhr bis sie bei Basti Postler-Zuwachs bekamen. Gustavo, Christoph und Sebi konnten nicht zum Schlafengehen in ihr Zimmer, der Schlüssel war in Peters Hose bei Basti gefangen.
Kurzum wurden auch sie zum Verkosten der lokalen Getränke verdonnert. Vor allem der von den deutschen Turnierschiedsrichtern wärmstens empfohlene „Hubertus“ – eine Art Cheapo-Jägermeister, der zu Dauerschäden führt – wurde zum getreuen Kumpanen der Post-Lebern.
Als man nach 2 Uhr zum Quartier zurückkehrte, war endlich Schlafenszeit. Hm, nicht für alle, Gerd, Günther und Sebi machten noch eine Erkundungstour an die am nahen Strand gelegenen Discos. Im feinen „Club Blondie“ wurde noch das eine oder andere Mal angestossen.
Turniertag 1
Zum Frühstück trafen sich alle Postler bei Basti, die meisten topfit. Ludwig und Matthias waren inzwischen auch angereist. Im Lokal herrschte alles andere als Ruhe, denn gleich zwei deutsche Damenteams waren – unabhängig von einander – mit Megaphonen angereist. Die Sorte, welche auch auf Knopfduck Fußballgesänge rauslärmen kann. Schön, dachten wir alle, als das Frühstückszelt in „Ole Ole Ole“s unterging, während die deutschen Mädels mit ihren Deutschland-Fahnen piepsten.
Die Teams waren schon am Vortag bestimmt worden. Die „Tullner Partie“, also jene, die schon das Turnier in Tulln gespielt hatten, bildeten Team Post Wien 1, der Rest spielte für Post 2. Wobei Post 2 ein klitzekleines Problem hatte, sie hatten keinen Tormann, Srecko hatte sich kurzfristig verletzt. Aber kein Problem, Peter meldete sich freiillig für diese Aufgabe, wusste er doch nicht, wie einsatzbereit seine vormals verletzte Wade denn war.
Somit traten wir in folgenden Aufstellungen an:
Post 1 Sunny (Tor) |
Post 2
Peter (Tor) |
Noch vier weitere Teams standen bei den Herren im Turnier, nämlich Camelot Tilburg (NED), die professionell wirkenden Conteneo aus Bilbao (ESP), die als laute Gröler bekannt gewordenen Quirinus Beacher der TSG Neuss (GER) und eine junge, lokale Mannschaft aus Celldömölk (HUN). Um 12 Uhr begann das Turnier.
Post 1 – Conteneo. Die Einsertruppe traf gleich einmal auf die stark eingeschätzten Spanier. Aber die Vorbereitung beim Tullner Turnier hatte viel gebracht, das Team spielte taktisch klug. Man verzichtete bewußt auf „einfache“ Tore, so wie die Spanier auch. Es entwickelte sich ein großartiger Kampf, der Dank einer super Leistung von Sunny im Tor 1-1 endete. Im Shootout konnte Post 1 dann sogar ohne Gegentreffer gewinnen – na bitte.
Post 2 – Quirinus Beacher / TSG Neuss. Team zwei spielte ohne Ersatzspieler und ohne Tormann gegen die lautstarken Deutschen. Das Spiel begann unglücklich, der Tormann Peter hielt nichts, HZ 1 wurde klar verloren. Danach rafften sich aber die Postler auf, kämpften zurück und konnten die verblüfften Neusser in Hälfte zwei besiegen. Somit Shootout, und Jan entpuppte sich im Tor als ein wahrer Killer. Ohne Gegentreffer siegte auch Post 2.
Post 1 – Post 2. Okay, es war unausgesprochen aber klar, dass Post 1 mit zwei zu null gewinnen musste. Was aber gar nicht so leicht viel. Gleich am Anfang hielt Peter für Post 2 drei 100%-ige Chancen auf Doppeltore, im Gegenzug traf die Zweier vorne. Mit viel Glück und einem Last-Minute Zweier drehte Post 1 gerade noch die Hälfte zu ihren Gunsten. Hälfte zwei war geprägt von der Müdigkeit bei Post 2, somit hatte die Einser leichtes Spiel und konnte überzeugend gewinnen. Und dabei sogar noch ein paar Kräfte sparen.
Post 1 – Quirinus Beacher / TSG Neuss. „Ausgeguckt“ sagen unsere bundesdeutschen Nachbarn. Post 1 hatte sich ein taktisches Konzept zurecht gelegt, spielte wiederum äußerst diszipliniert und irrsinnig stark. Die Neusser waren chancenlos und wurden mit 2:0 verputzt. Vermutlich konnten sie nach der so klaren Niederlage in der Nacht auch schlecht schlafen.
Post 2 – Celldömölk. Die Ungarn präsentierten sich als eine blutjunge Truppe von Puszta-Klamaukern, die individuell nicht schlecht waren, aber als Team keine Beach-Klasse zeigten. In Halbzeit 1 wurden sie – wenn auch knapp – besiegt. Aber wenn man sich zu siegessicher ist, passieren dumme Fehler. So auch hier, und es gelang Post 2 doch tatsächlich durch mangelhafte Wurfausbeute sowie schlechtes Zusammenspiel die zweite Hälfte zu verlieren. Ärgerlich. Aber im Shootout blieb Jan wieder ohne Gegentreffer – Sieg Post.
Post 1 – Celldömölk. Im letzten Post-Spiel des Tages durfte die Einser nochmal ihre Beach-Abgezocktheit beweisen. Was sie eindrucksvoll taten. Hinten spielte Sunny eine weitere Glanzpartie, vorne traf man einfach alles doppelt. Höszta la Vöszta, wie Isztvan Schwarzenägär gesagt hätte. Die ungarischen Burschen wurden mit einer Rekordpleite zum Sandspielen entlassen.
Damit endete das Turnier auch schon für diesen Tag, und das schon gegen 16 Uhr. Was einigen sauer aufstiess, war doch am Tag darauf das EM-Finale, und man wollte rechtzeitig nach Wien abreisen. Die Turnierleitung sah das anders, und wir beugten uns dem. Allerdings nicht ohne aus Frust einige Radler und Biere am Strand zu geniessen, samt Badespass.
Wenn es Nacht wird am Balaton. Gegen 18 Uhr waren wir wieder im Quartier, wo die Postler der Reihe nach duschen gingen, und sich auf dem Abend vorbereiten. Für genug Bier war auch gesorgt, vom Vortag war noch einiges da. Einige vergnügten sich mit dem klassischen „Wer bin ich?“-Spiel und saßen mit Zetteln auf der Stirn da. Wobei das Spiel schnell sehr schwer wurde, nachdem Gustavo und Peter die Champions League der schweren Namen ausgerufen hatten.
Einer war so freudig, dass er in das Spiel vertieft die Zeit übersah und als letzter ungeduscht da saß: unser Penaltykiller Jan. Glücklicherweise hat er nette Mannschaftskameraden, die ihm ein wenig unter die Arme griffen, und ihn gleich am Balkon mit einem Riesenkübel Wasser abduschten. Die hunderten Eiswürfel waren bestimmt unabsichtlich in das kalte Wasser gerutscht. „So, jetzt ist der Jan auch geduscht, jetzt können wir endlich gehen.“
Ab zum Essen. Jan bestand trotzdem noch auf eine warme Dusche. Er ist eben sehr reinlich. Nachdem wir nun auch die gesamten Biervorräte im Haus vernichtet hatten, brachen wir gemeinsam zum Restaurant Bacchus auf. Dort wo wir im Vorjahr drei Dinge erlebt hatten. 1) Dort lebt die Definition vom bürokratischen Bestellvorgang. 2) Es gibt eine Speise namens „Essige Gurke“ 3) Nicht jede rote Sauce ist Ketchup.
Routinier Raphi nahm das Bestellen in die Hand, sammelte die Wünsche der Spieler ein und sorgte unter geschmeidiger Bontempi Live-Musik für eine neue Bestzeit in Baccus Essensbestellung. Respekt! Das restliche Teams aber führte sich auf wie kleine Mädchen in rosa Röcken. Zuerst konnten wir nicht draussen sitzen, weil dort so viel Ungeziefer war. Danach schmeckte das Bier so grauslich. Und nach dem Essen stand man auf und wollte gehen, das traditionelle Hockenbleiben völlig ignorierend.
OK zugegeben, „Dreher“ Bier, wie wir es dort bekamen ist wirklich fürchterlich. Aber nur kurz nippen, und es dann stehenlassen ist noch fürchterlicher. Zum Glück fand sich eine Schar, die als nach getanem Essen das Team Richtung Basti weitergezogen war, noch eine Viertelstunde dortblieb und sämtliche herumstehende Gläser leerte.
Als sie dann zu Basti nachkamen bot sich dort ein ähnliches Bild wie am Vorabend. Überall laut Fußballieder singende Deutsche, Herren sowie Damen. Und rege Bestellungen von Hubertus. Nachdem wir alle unsere Tanks aufgefüllt hatten ging es nun in die Discos am Strand, vorzugsweise den am Vorabend erprobten „Club Blondie“.
Der Ehrgeiz setzte sich durch. Nach nur einem Getränk ging der Großteil des Teams ins Quartier zurück, um zu schlafen. Was sie verpassten war, dass das Lokal einige Zeit späterin eine Wolke des Duftes von verbranntem Kabel eingehüllt wurde und sich schlagartig leerte. Einige Postler schafften es aber immer noch Stunden bis zum Aufbruch zu verweilen.
Turnertag 2
Um rechtzeitig fertig zu werden, begann das Turnier pünktlich um 11 Uhr. Post 1 hatte noch das Spiel gegen die Holländer offen, die Zweier musste gegen die zwei stärksten Nicht-Postler, Camelot und Conteneo ran. Doch im Eröffnungsspiel glänzten die Holländer mit Nichterscheinen, und das Spiel Post 1 – Camelot wurde somit in einen 2:0 Sieg strafverifiziert. Bei Post 2 gab es eine Personalrochade. Matthias war nach Tag 1 schon zurück nach Wien gefahren. Wir erreichten Rothi 40 Minuten vor Spielbeginn, als er in seiner Corvette gerade in der Westschweiz flanieren fuhr. Er sagte zu, drückte kurz aufs Gas und war 12 Minuten später vor Ort.
Post 2 – Conteneo. Die Spanier wurden von der umgestellten Aufstellung überrascht. Shootout Superstar Jan spielte heute fix im Tor, Feldtormann war Bomber Rothi und Peter lief am Kreis ein. Plötzlich spielte Post 2 ein sehr flexibles und technisch tolles Beachhandball. Zweimal knapp verlorene Hälften bedeuteten eine 0-2 Niederlage, aber die Postler wären mit so einer Leistung übers gesamte Turnier ein Mitfavorit gewesen.
Post 2 – Camelot. Leider musste man kurz darauf wieder ran, gegen gut ausgeruhte nun doch aufgetauchte Holländer. Mit gutem Spiel, aber hoher Müdigkeit und schlechter Wurfausbeute verlor man auch 2-0. Somit war Post 1 in der oberen Play-Off gegen Camelot und Conteneo, Post 2 spielte gegen Celldömölk und Neuss um die Plätze 4-6.
Post 1 – Camelot. Die Holländer, mit drei Ersatzspielern setzten alles auf die Play-Off Karte und spielten wie entfesselt. Mit viel Glück in ihren technisch unsauber ausgeführten Drehwürfen schafften sie es gegen eine unkreativ wirkende Postmannschaft 2-0 zu gewinnen. Der Frust saß tief, war man doch am ersten Tag die Top-Mannschaft des Turniers gewesen.
Post 2 – Celldömölk. Die neue Post 2 fuhr dagegen mit voller Kraft an. Feldbomber Rothi hatte sein Zielvisier nun endgültig eingestellt, traf wie er es wollte, dazu kamen Flügelwürfe, Kreisflieger und auch von Nicht-Tormann Jan toll gehaltene Bälle. Celldömölk wurde weggefegt, ein 2-0, bei dem man sich sogar Bonuspunkte verdient hätte.
Post 2 – Quirinus Beacher / TSG Neuss. Das „Endspiel“ um Platz 4 dauerte nicht lange. Nach nur 3 Minuten verletzte sich ein deutscher Spieler. Nach einem Drehkunstwurfversuch auf das leere Tor, landete er mit voller Wucht mit seinem eigenen Körper auf seinem Ellbogen. Demenstsprechend deformiert war dieser. Das Spiel war gute 45 Minuten unterbrochen, in den Köpfen der Leute mit EM-Anreiseplänen begann eine Uhr zu ticken. Im Endeffektwurde das Spiel durch ein erweitertes Penalty-Shootout entschieden. Peter gelang es, sein Kunststück aus dem Vorjahr zu wiederholen, und den Ball nicht zu fangen. Trotzdem konnte Post 2 dank einem starken Jan im Tor gewinnen, Platz 4.
Post 1 – Conteneo. Das Finale des Herrenturniers wurde auf wirklich hohem Niveau gespielt, die vielen Zuseher sahen ein attraktives Spiel. Die Spanier gewannen Halbzeit eins knapp. Somit konnte Post nicht mehr Turniersieger werden. Bei einem weiteren Halbzeitsieg waren die Spanier Turniersieger, sonst die Holländer. Doch ein Postler verliert nicht gerne, weshalb Post 1 nochmal alle Kraft zusammennahm und in Halbzeit zwei konzentriert und ordentlich spielte. Das machte auch den Spaniern Probleme, am Ende verloren sie die Halbzeit. Die Holländer waren auf einmal riesig gespannt, wie das Shootout laufen würde. Der beste Tormann des Turnieres, Sunny, entschied am Ende. Als er den letzten und entscheideden spanischen Ball hielt, war nicht nur der Post-Sieg perfekt. Sunny wurde auch gleich unter einer riesigen holländischen Menschentraube begraben.
Somit landete Post 1 auf Platz 3, hinter den Spaniern, die man zweimal besiegt hatte. Gemeinsam gingen alle Postler noch einmal ins Wasser baden, um dann blitzartig aufzubrechen, und im heimatlichen Wien das EURO-Finale zu sehen.
Was gab es sonst noch? Nun, Rothi verweilte noch ein ewnig am Beach, trank noch genüsslich ein Bierchen, liess die anderen davonfahren. Danach stieg er in seine Corvette, überholte alle und war längst in Wien, als die anderen erst an der Grenze von strengen Passkontrollen (wegen dem EM-Finale?) überrascht wurden. Die aber nicht streng waren, auch die ohne Pass kamen irgendwie durch. Gustavo wurde zuhause noch von einem gemütlichen Rohrbruch erwartet, die Deutschen verloren im Finale gegen Spanien, es gab eine Piefkinesische Niederlage und sagte ich schon, dass unsere bundesdeutschen Brüder im Endspiel keine Chance hatten?
Wir sind richtig gute Beacher geworden. Vielleicht geht sich heuer ja noch ein Turnier aus, ansonsten sollten wir im nächsten Jahr voll durchstarten.
Alle Fotos vom Turnier findest du HIER .
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